Engel
Engel sind für mich ständige Begleiter, sie sind Träger oder Überbringer göttlicher Gedanken. Ich würde sie auch als universelle Schwingung bezeichnen. Nach jahrelanger Beschäftigung mit dem Homo Solaris, einem Wesen, das die höchste Schwingung der göttlichen Vollkommenheit erreicht hat, und dem Homo Lunaris, der, nach dieser Vollkommenheit strebend, immer wieder an seinen menschlichen Leidenschaften scheitert, durch die Beobachtung der Natur und allen Seins, und nicht zuletzt durch den Einfluss meiner religiösen Erziehung, fühlte ich mich immer wieder von diesen fremden und doch vertrauten Schwingungen beobachtet, begleitet und geleitet. Wenn ich über mein Leben und Schaffen nachdenke, würde ich nie sagen, dass alle meine bisherigen Arbeiten allein nur von mir selbst stammen – nein – in meiner Arbeit fühle ich mich vielmehr von einer fremden Macht getrieben, die meine Ideen entstehen und wachsen lässt und mich zu deren Vollendung begleitet. Vor etwa fünf Jahren hatte ich das starke Bedürfnis, dieses Gefühl, diese Schwingung, die ich Engel nenne, bildnerisch darzustellen. Ich wollte mich dabei aber nicht von Engelsgeschichten oder Beschreibungen in Büchern beeinflussen lassen. Vor einem Jahr fühlte ich mich dann bereit, die ersten Skizzen zu zeichnen, meiner Vorstellung auf Papier Form zu geben. Die ersten Bücher las ich erst, sobald für mich bereits jedes Detail feststand, sobald ich bereits eine klare Vorstellung von „meinem Engel“ hatte. Das war für mich sehr wichtig. Einige Monate später begann ich mit der bildhauerischen Arbeit an der Skulptur. Zur Darstellung: Mein Engel ist männlichen Geschlechts und doch weiblich anmutendem Körper. Engel werden nämlich als geschlechtslos oder als männlich und weiblich beschrieben oder- in einigen Religionen- als nur männlich oder nur weiblich. Die Farbe Blau-Weiß verleiht der Skulptur die ätherische Ausstrahlung. Da ich überzeugt bin, dass Engel als Geistwesen keine Flügel benötigen, habe ich diese als wellenförmige, golden leuchtende Strahlen in perlmuttschimmernder Transparenz dargestellt. Am Ende jeder Welle hab ich ein Auge gesetzt, das beobachtend alles durchdringt. Friedrich Sebastian Feichter